Menschen, aufgewachsen in Problemvierteln, erzählen ihre Geschichten

Wie Menschen aufgewachsen sind, prägt sie nachhaltig. Die, die besonders viele Geschichten zu erzählen haben, sind in Problemvierteln aufgewachsen.

Menschen werden von den Orten geprägt, an denen sie aufgewachsen sind
Quelle: IMAGO / Future Image

Was in den gefährlichen Vierteln und Problemvierteln der Welt passiert, versuchen die Medien durch dramatische Bilder und Schlagzeilen abzubilden, doch nur die Menschen, die selbst in diesen wohnen oder gewohnt haben, können ein realistisches Bild der Zustände zeichnen. Umso interessanter sind daher Geschichten, die von betroffenen erzählt werden. Die folgenden zehn Stories aus diesem Thread sind von Menschen, die in Mitte von Drogen, Gewalt und Verbrechen in bestimmten Gegenden aufgewachsen sind: Auf Reddit erzählen sie ungeschönt und authentisch ihre Geschichten, die sie bis heute nicht vergessen konnten und was sie ihr Leben im Problembezirk für ihr weiteres Leben gelehrt hat. 

Bist du bereits bereit für die erste Geschichte, die jetzt folgt? 

In Problemvierteln herrscht oftmals ein anderer Umgangston.
Quelle: IMAGO / imagebroker

#1 Es brauchte erst den Abstand um vieles zu verstehen

„Mir kam alles normal vor, bis ich wegzog. Du wächst auf und lernst, wie du dich aus Sachen raushältst und mit welchen Leuten du dich besser nicht anlegst. Du siehst jeden Tag wilde, verrückte und beängstigende Dinge und lernst, deinen Mund zu halten und so zu tun, als sei das alles nie geschehen. Du bist ein Kind, so wie jedes andere Kind auch, doch du musst dir schon in jungen Jahren bewusst sein, welche Beziehung und Hierarchien es gibt, damit du nicht zur falschen Zeit am falschen Ort landest. [...] Ich fand es damals total normal, dass ich nach der Schule nur auf einer bestimmten Straßenseite nach Hause laufen konnte, da die andere meinen sicheren Tod bedeuten könnte. So ist es einfach. Es ist deine Art von 'normal'."

 [Reneeisme via Reddit]

Aber wann bekommt man diesen Abstand:

In manchen Vierteln entwickelt man ein starkes Gefühl für die Umgebung.
Quelle: IMAGO / Shotshop

#2 Wenn es Zeit ist zu gehen

„Ich fühle mich immer wie eine arme Straßenratte, wenn ich mit ein paar Freunden unterwegs bin und sage, dass wir von hier verschwinden sollten, sagen sie immer: "Hast du Angst, Bruder? Wir könnten es mit ihnen aufnehmen!"Ich fühle mich immer wie eine arme Straßenratte, wenn ich mit ein paar Freunden unterwegs bin und sage, dass wir von hier verschwinden sollten, sagen sie immer: 'Hast du Angst, Bruder? Wir könnten es mit ihnen aufnehmen!'


Nee, Bruder, ich bin mutig, aber nicht dumm, ich kann mit Ärger umgehen, aber das heißt nicht, dass ich ihn suche.“

 [TamagotchiGraveyard via Reddit]

Die nächste Geschichte fesselt uns noch mehr:

Es gibt die dunkelsten Geheimnisse in der Nachbarschaft
Quelle: IMAGO / NurPhoto

#3 Man weiß nie ganz genau, was sich abspielt

„Vor einigen Jahren wollte ich gerade das Haus verlassen, um zur Uni zu gehen, als ich plötzlich ein lautes Geräusch aus dem Haus meiner Nachbarn hörte, die ich nicht gut kannte, aber mit denen ich ab und an plauderte. Ich lebte damals mit meinem Bruder zusammen in einer gefährlichen Gegend, in der es viele Einbrüche und Kämpfe gab [...]. Ich ging nach draußen, um nachzusehen und beobachtete einen Typen (der, wie sich später herausstellte, Polizist war), der mit einer Ramme versuchte, ins Haus zu kommen. Die Polizei stürmte das Haus und fand vier Frauen,[...], super viele Typen und Tonnen von Drogen und Waffen. Es stellte sich heraus, dass meine Nachbarn ein Bordell betrieben hatten und seit Monaten von der Polizei beobachtet worden waren. [...] Echt gruselig!"

 [meat_on_a_hook via Reddit]

Aber welche Geschichten gibt es da noch?

Die Gefahr für sich selbst und seine Gegenstände kann extrem hoch sein
Quelle: IMAGO / NurPhoto

#4 Auch man selbst und sein Eigentum ist nicht sicher

„Du lernst, dich nicht erschießen zu lassen. 

Ich zog um, als ich immer regelmäßiger Schüsse von draußen hörte. Ironischerweise wurde drei Tage nach meinem Umzug in eine nettere Gegend die Scheibe meines Autos eingeschlagen [...]. Das war mir in meiner alten Nachbarschaft nie passiert."

 [bibliophile_75 via Reddit]

Es ist traurig zu sehen, wie Gewalt und Kriminalität unsere Lebensqualität beeinflussen können. Der Umzug in eine bessere Gegend kann ein erster Schritt sein, um sich sicherer zu fühlen, aber es gibt keine Garantie, dass solche Ereignisse nicht mehr passieren werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass wir leider nicht immer alle Risiken vermeiden können, aber wir können unsere Vorsicht erhöhen und uns vorbereiten. 

Aber das war noch nicht alles:

Pizzalieferanten müssen befürchten, dass sie in Problemvierteln ausgeraubt werden
Quelle: IMAGO / YAY Images

#5 Selbst Pizza liefern lassen birgt Gefahr 

„Mein Freund war verwirrt über die Sache mit der Pizza. Ich habe eine Zeit lang in Südost-DC gelebt, und ja, die meiste Zeit haben sie uns einfach gesagt, dass sie dort nicht liefern können. Oder die Fahrer, die in der Gegend ausliefern würden, hatten Schilder an ihren Autos, auf denen stand, wie viel Bargeld sie auf einmal dabei haben. Ein "Bitte berauben Sie mich nicht"-Schild. Er verstand nicht, warum, das hatte er noch nie gesehen.“

 [Throwawayuser626 via Reddit]

Man kann verstehen, wieso der Freund das zuerst nicht verstand, aber es wird noch grausiger:

Du kannst nicht einfach so abschalten, weil du immer damit rechnen musst, dass etwas passiert
Quelle: IMAGO / NurPhoto

#6 Du bist nie vollständig entspannt

„Du bist immer wachsam. Schließt deine Tür immer ab ... ein Gefühl vollkommener Entspannung und Sicherheit kennst du nicht. Vor nicht allzu langer Zeit drang jemand in das Haus meiner Nachbarn ein und versuchte, deren sechsjähriges Kind zu kidnappen."

 [sed2017 via Reddit]

Es ist verständlich, dass man aufgrund von Ereignissen in der Nachbarschaft immer wachsam sein muss. Das Schließen von Türen und das Erhöhen der Sicherheitsvorkehrungen kann helfen, das Risiko von Einbrüchen und anderen Vorfällen zu minimieren. Es ist wichtig, wachsam zu bleiben.

Und warum man auch etwas befürchten muss, wenn man sich überall raushält, kann man nach der nächsten Geschichte verstehen: 

Es ist so besonders gefährlich, weil man nicht ahnen kann, wann man selbst betroffen sein könnte
Quelle: IMAGO / Christian Mang

#7 Als Unbeteiligter betroffen

„Ich erinnere mich gut an einen Vorfall, bei dem ich etwa elf Jahre alt war: [...] Ich war mit meiner Mom unterwegs und beobachtete die Leute, die an uns vorbeiliefen. Ganz plötzlich griff ein Typ, der gerade die Straße überquerte, den Kopf eines fremden Mannes und schlug ihn mit aller Gewalt gegen einen Ampelpfosten. Dann lief er weiter, als sei nichts passiert. Das Opfer war voller Blut und taumelte umher, während er etwas Unverständliches vor sich hin murmelte. [...] Bis heute schockt es mich, dass so etwas passieren kann. Der Täter kannte das Opfer nicht einmal, er entschied einfach aus dem Nichts, den Tag und vielleicht auch das Leben eines völlig Fremden zu ruinieren."

 [Evie_Chandler via Reddit]

Warum man sich aber auch Sorgen um die eigene Familie machen muss: 

Besonders schlimm ist es, wenn man um die eigene Familie Angst haben muss
Quelle: IMAGO / ZUMA Wire

#8 Auch die eigene Familie ist in Gefahr

„Mein Dad wurde ins Gesicht geschlagen, als er einfach nur an einer Gang vorbeilief und auch viele weitere Male völlig aus dem Nichts heraus angegriffen. Ich wurde zweimal fast beraubt, konnte mich aber gerade noch so retten. Meine Freunde und ich verständigten uns sofort, wenn komische Typen in der Nachbarschaft unterwegs waren. Wir hatten auch immer Pfefferspray dabei. [...]"

[the_marathonian via Reddit]

Es muss schrecklich sein, wenn man sich auch immer wieder Gedanken um die Unversehrtheit und Gesundheit der eigenen Familie machen muss!

Aber auch, wenn man versucht möglichst unauffällig zu sein, kann etwas passieren, wie man an der nächsten Geschichte sieht:  

Man weiß genau, wie das eigene Auftreten sein muss, um nicht in Gefahr zu geraten, besonders wenn man so aufgewachsen ist
Quelle: IMAGO / Rolf Zöllner

#9 Man arbeitet an seinem eigenen Auftreten

„Ich vermied jeglichen Augenkontakt, wenn ich draußen unterwegs war, insbesondere, wenn ich verrückten Obdachlosen begegnete. Nach der Schule ging ich auf direktem Weg nachhause, trug niemals auffällige Kleidung und verzichtete auf Make-up. Ich wollte so unattraktiv und unsichtbar wie möglich sein. In der Nachbarschaft joggen gehen war ebenfalls ein Ding der Unmöglichkeit. [...] Zum Glück bin ich mittlerweile umgezogen!"

[glutenfreewater via Reddit]

Auch wenn man froh sein kann, wenn die Polizei präsent ist, rauben auch diese Umstände einem die letzten Nerven, wie man gut verstehen kann. Wie das sich auswirkt, erkennt man an der nächsten Geschichte:

Polizei und Feuerwehr haben Dauereinsatz in Problem Gegenden
Quelle: IMAGO / Milestone Media

#10 Die Polizei gehört zum Stadtbild

„In meiner Highschool gab es auch eine Polizeidienststelle. Jeden Tag nach der Schule waren Polizeiwagen und Einsatzwagen mit Beamten strategisch um die Schule herum positioniert, um die Gewalt einzudämmen."

[Recon04 via Reddit]

Und als wäre es nicht schon genug, dass Kriminalität die eigene Unversehrtheit in Gefahr bringt, ist auch die Umgebung und bspw. der Ort an dem wir lernen sehr beeinflussend für die Gesundheit. Die ständige Auseinandersetzungen mit diesen äußeren Faktoren bringt uns um den Schlaf und verhindert, dass wir uns richtig konzentrieren können und zwar auf die Dinge, die wichtig sind, um die Zukunft aktiv und anders gestalten zu können.

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