Seit 1943 verschollen: Österreichs ältester Vermisstenfall ist geklärt

Er war zu einer Berghütte aufgebrochen und kam nie wieder zurück...

Die Abgeschiedenheit einer Berghütte hat etwas Idyllisches.
Quelle: IMAGO / imagebroker

Es war der 26. Dezember 1943. Insgesamt starten acht Mädchen und Jungen in St. Martin im Innkreis (Österreich) und wandern in der klirrenden Kälte zu einer einsamen Hütte im Höllengebirgen. Dort wollten sie gemeinsam den 17. Geburtstag ihres Freundes Georg feiern. Georg hatte schon immer die idyllische Abgeschiedenheit bevorzugt, sodass die Hütte der perfekte Ort für das Fest im kleinen Kreise war.

Doch an diesem Tag kam alles anders als gedacht:

Die Wege im Höllengebirge können beschwerlich sein.
Quelle: IMAGO / imagebroker/siepmann

Die Freunde fuhren vormittags von St. Martin aus mit dem Zug nach Ebensee. Dabei hatten sie ihre Skiausrüstung, warme Kleidung, ein paar Flaschen Most sowie belegte Brote im Gepäck. Schließlich ging es mit der Seilbahn zu einer Bergstation. Von diesem Punkt aus, wanderte die Gruppe zur „Rieder Hütte“. Selbstverständlich hatten die Eltern bedenken, ihre Kinder alleine losziehen zu lasen. Schließlich war kein Erwachsener bei dem Ausflug dabei. Doch Georgs Vater hatte seine Frau schließlich überzeugt, dass die Kinder nun alt genug seien, ein paar Tage auf einer Hütte zu verbringen.

Dennoch kam alles anders als erwartet:  

Georg wollte mit seinen Skiern zur Bergstation zurück, kam aber niemals wieder
Quelle: IMAGO / Elmar Gubisch

Als die Gruppe in der Hütte angekommen war, stellte Georg fest, dass er seine Ziehharmonika in der Bergstation vergessen hatte. Er machte sich mit seinen Skiern auf den Weg, um diese zu holen. Zu dieser Zeit war das Wetter traumhaft. Die Sonne schien und sie sollte noch ein paar Stunden am Himmel stehen. Dennoch kam Georg nie zurück.  

Endlich ist sein Schicksal geklärt:

In einer Höhle haben Forscher ein Skelett gefunden, wobei es sich um Georg handelte.
Quelle: IMAGO / Aurora Photos

Am 24. Oktober 2016 wurde das Schicksal von Georg endlich geklärt. An diesem Tag war der Höhlenforscher Christian Roither mit einem Kollegen im Höllengebirge unterwegs. Sie stiegen in die „Große Quetsche“, eine Höhle ein, und sahen am Boden ein menschliches Skelett, sowie Reste von Kleidungsstücken und Holzskiern. Sofort alarmierten sie die Polizei.  Nach der Entdeckung setzte ein sehr starker Schneefall ein, sodass der Fundort nicht mehr zu erreichen war. Die Überreste konnten erst am 13. September 2018 geborgen werden. Darunter waren die Knochen, Schuhe, ein Gürtel sowie ein Holzski. Nach dem Studium Hunderter Akten waren sich die Ermittler schließlich sicher, dass es sich hierbei um den verschollenen Georg handelt.

Wie ist es seinen Eltern ergangen?

Georgs Eltern haben die Suche nie aufgegeben.
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Seine Eltern verloren nie den Glauben

Nachdem ihr Sohn verschwunden war, ließen seine Eltern Hunderte Male im Höllengebirge nach ihm suchen. Zusätzlich schalteten sie auf der ganzen Welt Zeitungsinserate. Sie gaben nie auf – in der Hoffnung, jemand wüsste wo ihr Sohn sei. Ältere Bewohner des Ortes erzählten zudem, dass das Verschwinden ihres Sohnes die Eltern psychisch zerstört habe. Sie wurden sogar Opfer eines Betrügers, der sich meldete und behauptete, ihr Georg zu sein.

Georgs Vater starb im Jahre 1951 – „an gebrochenem Herzen“ wie es im Dorf heißt. Schließlich war er es, der dem Ausflug der Jugendlichen zugestimmt hatte. Georgs Mutter starb 1984. Ihr größter Wunsch war es, im Tod wieder mit ihrem Sohn vereint zu sein.  

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