Elfjähriger saß sieben Jahre unschuldig hinter Gittern

Die tragische Geschichte einer gestohlenen Kindheit und eines ungelösten Mordfalls

Ein Mensch, der wie ein 11-Jähriger hinter Gittern saß
Quelle: Unsplash

Es klingt unfassbar, ist aber die bittere Realität: Im US-Staat Pennsylvania werden Mordfälle völlig unabhängig vom Alter des Angeklagten zum Teil nach dem Erwachsenenstrafrecht behandelt. Den im Alter von elf Jahren verurteilten Jordan Brown kostete dieser Umstand sieben lange Lebensjahre, die der heute 21-Jährige hinter Gittern verbrachte – obwohl seine Schuld nicht zweifelsfrei bewiesen war.

Die ganze dramatische Geschichte rund um eine gestohlene Kindheit und einen ungelösten Mordfall gibt es auf den nächsten Seiten. 

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Es ist der 20. Februar 2009, der das Leben der Familie Houk / Brown aus New Beaver im US-Bundesstaat Pennsylvania für immer verändern sollte. Für den 11-jährigen Jordan Brown beginnt der Tag wie gewöhnlich: Er wird von seiner Halbschwester Jenessa für die Schule geweckt, zieht sich an und geht nach unten. Dort ermahnt ihn Kenzie Marie Houk, seine 26-jährige schwangere Stiefmutter, sich zu beeilen. Um 8:15 Uhr verlässt er das Haus mit seiner Halbschwester und rennt zum Schulbus.

Eine gute Dreiviertelstunde später entdecken Bauarbeiter Adalynn, die vierjährige Halbschwester Jordans, die völlig aufgelöst in der Eingangstür des Familienhauses steht. Sie behauptet, ihre Mutter sei tot – was dann folgt, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren ...

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Polizei und Notarzt rücken an, doch es ist zu spät: Kenzie Marie ist tot. Die Beamten verhören die Familie und stellen schnell eine Theorie auf: Sie hegen den Verdacht, Jordan habe seine Stiefmutter erschossen – aus Eifersucht. Der 11-Jährige wird ins Lawrence-County-Gefängnis gebracht. Er weint, als sein Fahndungsfoto aufgenommen wird. Er ist verwirrt, ängstlich, überfordert – und beteuert seine Unschuld. 

Die Polizei glaubt ihm nicht, denn auf dem Anwesen konnte eine Schrotflinte sichergestellt werden, die der Junge von seinem Vater zu Weihnachten bekommen hatte. Das ist in diesem Teil des Landes nicht ungewöhnlich. Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass Halbschwester Jenessa beim zweiten Verhör meint, sich vor dem Verlassen des Hauses an ein Schussgeräusch erinnern zu können. Alles scheint dafür zu sprechen, dass Jordan den Mord begangen hat. Bis ein Urteil gefällt wird, verbleibt er drei Jahre im Edmund-L.-Thomas-Jugendzentrum in Erie County, wird nach Erwachsenenstrafrecht angeklagt. Für den Rest der Familie ist die Situation eine unglaubliche Belastung:

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Jordans Vater Chris, der nicht nur seine Frau und sein ungeborenes Kind verloren hatte, musste mit ansehen, wie sein Sohn ein tristes Leben hinter Gittern verbrachte, während gleichaltrige Kinder draußen ihre wichtigsten Erfahrungen sammelten. Chris war von der Unschuld seines Sohnes überzeugt und besuchte ihn täglich – dafür nahm er eine Fahrt von 370 Kilometern am Tag in Kauf, verlor seinen Job und stand vor dem finanziellen Ruin. 

Zunächst wird Jordan vor ein Erwachsenengericht gestellt. Erst als das Oberste Gericht des Bundesstaats eingreift, wird der Fall einem Jugendrichter vorgelegt. Dort wird Jordan verurteilt – trotz schwacher Indizien. Sieben Jahre sitzt Jordan anschließend im Jugendgefängnis, bis er am 13. Juni 2016, kurz vor seinem 19. Geburtstag, entlassen wird, da ein Richter seine Strafe zur Bewährung aussetzt. Diesen Sommer dann die Überraschung: Der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania lässt verlauten, dass die Beweise im Mordfall nicht ausgereicht hätten, um Jordan zweifelsfrei für schuldig zu erklären. Seine Verurteilung wird aufgehoben – zu spät, aber früh genug, um der Familie Frieden zu schenken.

Doch wer war nun der Mörder?

Gitterzaun, der vielleicht so aussieht wie das Gefängnis des 11-Jährigen
Quelle: Unsplash

Während einer der damaligen Ermittler immer noch überzeugt ist, Jordan habe seine Stiefmutter ermordet, wurde kürzlich bekannt, dass auch Kenzie Maries Ex-Freund schuldig sein könnte: Er hatte die 26-Jährige mehrfach bedroht und sei ihr gegenüber gewalttätig gewesen. 

Fakt ist, dass der Fall bis heute nicht vollständig aufgeklärt werden konnte – und ob dies in naher Zukunft überhaupt geschieht, steht in den Sternen.

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