Was bedeuten die Zahlen auf der Gehaltsabrechnung?

Jeden Monat bekommen wir sie: Die Gehaltsabrechnung. Doch was bedeuten die einzelnen Zahlen eigentlich? Wir klären dich auf, damit du informiert bist:

Was bedeuten die einzelnen Zahlen auf der Gehaltsabrechnung?
Quelle: IMAGO / Shotshop

In den meisten deutschen Haushalten wird zur Mitte oder zum Ende des Monats das langersehnte Gehalt auf das Konto überwiesen. Kurz danach flattert dann per Post die Verdienstbescheinigung ins Haus. Doch auf diese wird höchstens ein flüchtiger Blick geworfen, ob die ausgewiesene Summe mit dem überwiesenen Geldbetrag übereinstimmt. Ist das der Fall, verschwindet sie dann in den Untiefen unserer Aktenordner und Ablagesysteme. Auf Nimmerwiedersehen. Aber was bedeuten die einzelnen Zahlen auf der Gehaltsabrechnung? 

Manch einer sieht sich die Bescheinigung etwas genauer an. Und ärgert sich über die hohe Differenz zwischen Brutto und Netto. Wenn man jedoch dann versucht, nachzuvollziehen, was denn alles abgezogen wird und vor allem warum, scheitern die meisten. 

Auf den nächsten Seiten klären wir auf, was es mit der Verdienstbescheinigung auf sich hat...

Was ist was in einer Gehaltsabrechnung
Quelle: IMAGO / Westend61

Was ist das überhaupt? Und wo liegt der Unterschied? 

Wenn man fleißig arbeitet bekommt man jeden Monat einen bestimmten Betrag von seinem Arbeitgeber oder Arbeitgeberin überwiesen. Mit dazu kommt ein kleiner Zettel, auf dem viele Zahlen stehen, die für viele verwirrend sind. Dort wird dokumentiert, aus welchen Teilen sich der Lohn bzw. der Gehalt in dem Monat zusammensetzt.

Doch auch hier gibt es einen Unterschied: Die Lohnabrechnung bekommt man, wenn man als Arbeitnehmer*in nach Stunden bezahlt wird, der Betrag kann also von Monat zu Monat variieren, je nach erbrachten Stunden. Eine Gehaltsabrechnung bekommt man, wenn man mit einem festen Gehalt bezahlt wird, der jeden Monat gleich ist. Der Oberbegriff nennt sich Entgeldabrechnung.

Was gehört zu den Bruttobezügen?
Quelle: IMAGO / Zoonar

#1 Die Bruttobezüge

Generell wird bei den Bruttolohnarten in Bruttobezüge und Bruttoabzüge unterteilt. Diese sind sowohl steuerpflichtig als auch sozialversicherungspflichtig. Hier findest du Angaben, wie sich deine monatlichen Bezüge zusammensetzen: Also zum Beispiel aus Stundenlohn, Feiertagslohn, Urlaubslohn und Urlaubsgeld. Das gesamte Brutto-Gehalt wird ausgewiesen. Enthalten sein können auch Sachbezüge wie eine Fahrkarte, die der Arbeitgeber bezahlt. Auch das zählt nämlich mit zum Brutto. Betragen die Sachbezüge nicht mehr als 44 Euro im Monat, so werden diese nicht versteuert.

Wenn dein*e Arbeitergeber*in also von Gehalt spricht, ist immer der Bruttogehalt gemeint. 

Und wie sieht es mit den anderen Zahlen aus? 

Was ist die Lohnsteuer?
Quelle: IMAGO / Westend61

#2 Die Lohnsteuer

Die Lohnsteuer schmerzt am meisten, da sie oft den höchsten Abzug ausmacht. Die Höhe richtet sich dabei nach der Steuerklasse und der Höhe des Einkommens. Steuerklasse 1 gilt für alle, deren Familienstatus ledig ist. Klasse 2 gilt für Alleinerziehende, die Klassen 3 bis 5 gelten nur für Verheiratete.

In einfachen Worten erklärt ist die Lohnsteuer eine Vorauszahlung auf die Einkommenssteuer. Sie wird direkt vom Arbeitergeber*in einbehalten, abgeführt und an der Quelle, also dem Gehalt bzw. Arbeitslohn, abgezogen – daher auch ihr Name: Lohnsteuer.

Autsch, diese Steuer tut richtig weh. Doch wie geht's wohl weiter? Klick dich durch: 

Was bedeutet die Kirchensteuer?
Quelle: IMAGO / Westend61

#3 Die Kirchensteuer

Jeder, der Mitglied in einer Religionsgemeinschaft ist, muss die Kirchensteuer zahlen. Zuständig ist hierfür das Finanzamt und die Höhe des Betrages liegt zwischen 8 bis 10 Prozent der Einkommenssteuer oder der Lohnsteuer – das variiert jedoch nach Bundesland. In deiner Steuerklärung am Ende des Jahres kannst du die Kirchensteuer als Sonderausgabe angeben.

Auch als Student*in sollte man hier ein Auge auf das Einkommen haben – wenn man unter der Einkommensgrenze von circa 10.000 Euro im Jahr bleibt, so muss man auch noch keine Kirchensteuer bezahlen, kommt man jedoch darüber, muss man blechen.

Weiter geht's – wir helfen dir, im Zahlendschungel zu überleben:

Was ist der Solidaritätszuschlag?
Quelle: IMAGO / blickwinkel

#4 Der Solidaritätszuschlag

Der Solidaritätszuschlag ist in Deutschland eine Ergänzungsabgabe zur Einkommenssteuer und Körperschaftssteuer. Umgangssprachlich wird hier oft vom „Soli“ gesprochen. Eingeführt wurde er 1991 und war ursprünglich auch nur für ein Jahr vorgesehen, um die verschiedenen Mehrbelastungen aus weltlichen Konflikten und Unterstützungen der betroffenen Länder zu stemmen. Außerdem sollte er  ab 1995 der Finanzierung der deutschen Einheit dienen – und das gilt bis zum heutigen Tage. Ganze 5,5 Prozent vom Brutto werden hier fällig. Der Zuschlag gilt als eine direkte Steuer und steht daher dem Bund zu.

Ganz schön kompliziert, diese ganzen Steuern, oder? Aber keine Angst, wir schaffen das: 

Was ist die Krankenversicherung?
Quelle: IMAGO / Westend61

#5 Die Krankenversicherung

Nach den oben genannten steuerrechtlichen Abgaben, kommen die Sozialabgaben. In den meisten Fällen sind Arbeitnehmer*innen gesetzlich krankenversichert. In diesem Fall liegt der Beitragssatz bei 14,6 Prozent. Davon trägt die Hälfte die Arbeitgeber*in. Zu den 7,3 Prozent, die man als Arbeitgeber*in abgeben muss, kommt je nach Krankenkasse ein Zusatzbeitrag hinzu. Dieser kann bis zu 1,6 Prozent betragen. Unter dem Kürzel KK % wird angegeben, welcher Beitragssatz der Krankenversicherung gezahlt wird, inklusive dem von der individuellen Krankenkasse abhängigen Zusatzbeitrag. Gut zu wissen ist vielleicht noch, dass die Krankenversicherung von deinem Bruttomonatsverdienst abgezogen wird.

Welche Abgaben kommen noch auf dich zu?

Was bedeutet die Rentenversicherung?
Quelle: IMAGO / Westend61

#6 Die Rentenversicherung

Wir alle werden irgendwann zu alt sein und werden in Rente gehen. Daher ist es wichtig, rechtzeitig zu beginnen in eine Rentenversicherung einzuzahlen. Um im Alter einen Anspruch auf Rente zu haben, müssen Arbeitnehmer*innen in die Rentenversicherung einzahlen. Der Beitragssatz liegt hier bei 18,6 Prozent. Da der Arbeitgeber*in wieder die Hälfte davon selbst trägt, bleiben 9,3 Prozent als Abzug. 

Das Renteneintrittsalter ist übrigens auch bei jeder Person verschieden – dafür gibt es bestimmte Tabellen, die man online einsehen kann.

#7 Die Arbeitslosenversicherung

Um für den Falle einer Arbeitslosigkeit abgesichert zu sein, werden 1,5 Prozent fällig. Der Gesamtbeitragssatz beträgt 3 Prozent, wird aber wieder mit dem Arbeitgeber*in geteilt.

Was ist die Pflegeversicherung?
Quelle: IMAGO / Westend61

#8 Die Pflegeversicherung

Diese Versicherung stellt finanzielle Hilfe, falls man selbst einmal pflegebedürftig werden sollte. Hier werden insgesamt 2,55 Prozent eingezahlt. Je zur Hälfte, also 1,275 Prozent, vom Arbeitnehmer*in und Arbeitgeber*in. In Deutschland gilt für jeden eine Versicherungspflicht, also für alle gesetzlich und privat Versicherten. Alle, die gesetzlich krankenversichert sind, sind automatisch in der sozialen Pflegeversicherung versichert.
Doch wofür zahlt die Pflegeversicherung eigentlich im Fall der Fälle? Sie übernimmt auf jeden Fall die Kosten einer ambulanten oder stationären Pflege im Pflegeheim. Außerdem zahlt die Kasse ein Pflegegeld, sollten sich nahestehende Personen dafür entscheiden, die betroffene Person pflegen zu wollen.

Und nun zum letzten Punkt auf unserer Abrechnungs-Reise: Das Nettoeinkommen. Gleich hast du es geschafft, versprochen... 

Was ist das Nettoeinkommen?
Quelle: IMAGO / blickwinkel

#9 Das Nettoeinkommen

Insgesamt entsprechen die Versicherungsbeiträge den sozialversicherungsrechtlichen Abzügen. Wenn diese und die steuerrechtlichen Abzüge von dem Bruttogehalt abgegangen sind, so kommt man auf das Nettoeinkommen. Dieser Betrag landet am Ende auf dem Konto der Arbeitnehmer*innen.
Die Summe aller Abzüge erscheint hoch, teilweise zu hoch. Und doch steckt dahinter immer ein Zweck, der auch den Arbeitnehmer*innen dienen soll. Wir hoffen, wir konnten etwas Klarheit in den Bürokratie-Wahnsinn bringen.

Gehaltsabrechnungen sind echt nicht leicht – aber wenn man einmal den Dreh raushat, dann wird es von Monat zu Monat einfacher alles nachzuprüfen.

Hat dir der Artikel geholfen, einen besseren Überblick über deine Gehaltsabrechnung und deine Finanzen zu bekommen? 

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