Uralt: Mönch soll 109 Jahre alt sein - und geht auf TikTok viral

Luang Ta sorgt dank eines Videos seiner Enkelin für Aufsehen: Es verbreitet sich das Gerücht, dass der Mönch uralt sein soll. Was dahinter steckt:

Ein alter Mönch sorgt für Aufsehen
Quelle: IMAGO / imagebroker

Wir leben in einem Zeitalter, in dem man aufpassen muss, welchen Informationen man glauben schenkt. Fake News verbreiten sich in den sozialen Medien superschnell und werden von vielen Menschen für bare Münzen gehalten. Wenn man etwas Unglaubliches auf Facebook, Instagram oder Tiktok erfährt, sollte man deshalb erst mal gründlich Quellen prüfen und nicht gleich alles glauben, was einem dort mitgeteilt wird. Mit dieser Information im Hinterkopf sehen wir uns jetzt auch das virale Video der Tiktokerin @auyary13 an, die einen Clip von ihrem Opa gepostet hat. Da es sich um einen sehr alten Mann mit eingefallener Haut und hohlen Augen handelt, spinnen sich sofort wilde Theorien um seinen Zustand. Viele Follower glauben: Der Mann muss ein mumifizierter Mönch sein. Mit dieser Headline wird das Video im Internet weitergeteilt. Doch wie viel Wahrheit steckt dahinter? Ist der Mann wirklich so uralt?

Mönche sind für viele spannende Fakten bekannt, doch das hier geht noch eine Spur weiter.

Wir gehen dem Video auf den Grund ...

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Das Video mit dem besagten Mann

Was können wir in diesem Video, ohne weitere Informationen wirklich sehen: Ein glatzköpfiger Mann in einer Mönchstracht ist offenbar in einem Krankenhaus. Er sitzt auf der Bettkannte und streichelt/segnet einem kleinen Mädchen das Haar. Der Mann hat eingefallene Haut, dünne Arme und viele Runzeln auf der Kopfhaut. Besonders auffällig sind seine Augen, da die Höhlen sehr deutlich hervorstehen. Die Haut ist grau, weshalb die Augen noch merkwürdiger, fast leer und blau, aussehen. Offenbar fehlen dem Mann die Zähne, da seine Lippen nach innen ziehen.

Die Nutzer*innen unter dem Video sind von dem Video berührt. Doch nun entspinnen sich wilde Gerüchte ...

Der Mann soll außerdem ein Mönch sein. Sein Aussehen habe er, weil er mumifiziert wurde.
Quelle: TikTok / @auyary13

Die Theorien hinter dem Video

Ohne, dass die Schöpferin des Videos irgendetwas in der Richtung gesagt hätte, verbreitet sich die Theorie, dass es sich bei dem Mann um einen Mönch handelt, der bereits 163 Jahre alt sein soll. Das wäre ein Weltrekord. Und nicht nur das: Der Mann soll außerdem ein Mönch sein. Sein ungewöhnliches Aussehen habe er, weil er mumifiziert wurde. Zugegeben: Das klingt alles sehr spannend und wir würden es wahrscheinlich einfach gerne glauben, weil es absolut faszinierend wäre, wenn ein Mann so alt ist.

Doch kann das alles überhaupt stimmen? Sehen wir uns mal an, wie wahrscheinlich die folgenden Punkte wirklich sind.

Tatsächlich gibt es in Japan die Tradition der Sokushinbutsu, ein Akt, der sie zu einem erleuchteten Buddha werden lassen soll.
Quelle: IMAGO / Kyodo News

Mumifizierte Mönche: Was steckt dahinter?

Tatsächlich gibt es in Japan die Tradition der Sokushinbutsu, ein Akt, der sie zu einem erleuchteten Buddha werden lassen soll. Dabei handelt es sich um japanischen Mönche, die sich selbst mumifizierten. Das ist eine heilige, aber äußerst grausame Praxis. Die Mumifizierung ist eine künstlich vom Menschen betriebene Technik zur Konservierung eines Körpers oder Körperteils eines Lebewesens unter bestimmten, meist trockenen Bedingungen. Normalerweise kennen wir den Prozess des Mumifizierens nur, wenn der Körper der betroffenen Person bereits tot ist. Im Fall der Sokushinbutsu starben sie erst am Ende des Prozesses. 

Die Praxis geht zurück auf den japanischen Mönch Kūkai zurück, der im Jahr 835 starb. Dem Glauben seiner Anhänger nach befand er sich jedoch nur in einem Zustand tiefer Meditation, war also nicht wirklich tot. Seine Anhänger*innen eiferten ihm nach und unterzogen sich dabei in den folgenden Jahrhunderten immer wieder einer äußerst aufopferungsvollen Prozedur. 

So funktioniert die Mumifizierung ...

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Sokushinbutsu: So funktioniert die brutale Selbstmumifizierung

Der Sokushinbutsu-Prozess, praktiziert von Mönchen wie Kūkai, war äußerst opferreich und erstreckte sich über Jahre. Zuerst beschränkte sich der angehende Sokushinbutsu auf Nüsse, Samen und Blüten, begleitet von intensiver körperlicher Aktivität und Meditation, um Fett zu verbrennen und den Geist zu stärken. Danach folgte eine Phase mit Rinden- und Wurzelnahrung, begleitet von einem Brechreiz auslösenden Tee, der Parasiten abtötete. Einige praktizierten dieses Regime über die vorgeschriebenen 1000 Tage hinaus. Ein extremes Beispiel dauerte 20 Jahre.

In der finalen Phase verzichtete der Mönch auf Nahrung und trank nur salziges Wasser, bevor er lebendig in einen Sarg gelegt und begraben wurde. Über einen Bambushalm konnte er atmen und durch eine Glocke signalisieren, dass er noch lebte. Wenn die Glocke verstummte, wurde er von seinem Leiden erlöst. Nach drei Jahren wurde das Grab geöffnet. Nur makellos mumifizierte Körper wurden zu Sokushinbutsu erklärt und in gläsernen Schreinen ausgestellt. Diese Praxis war extrem selten und außerhalb der allgemeinen buddhistischen Lehren. Sie zeugte von tiefer Hingabe, erforderte aber auch ein tiefes Verständnis der körperlichen und spirituellen Aspekte des eigenen Seins und war mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden.

Wir sehen also, dass es sich bei der Mumifizierung um keinen Akt des Lebens, sondern des Sterbens handelt. Es ist unwahrscheinlich, dass der Mönch im Video zu dieser Sekte gehört. Das Video stammt außerdem aus Vietnam und nicht aus Japan.

Kommen wir zum nächsten Punkt, der im Video angesprochen wird: Das Alter ...

Immer wieder sind wir überrascht, wenn wir hören, dass Menschen sehr alt geworden sind.
Quelle: Midjourney

Lebenserwartung: Wie alt können Menschen werden?

Immer wieder sind wir überrascht, wenn wir hören, dass Menschen sehr alt geworden sind. Besonders ein Alter, dass die 99 Jahre übersteigt, kommt uns unnormal vor. Denn meistens erleben wir in unserem Umfeld, dass Menschen deutlich früher sterben. Laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung liegt die Lebenserwartung in Deutschland bei Frauen bei 83,5 Jahren und bei Männern bei 78,8 Jahren. 

Weltweit liegen zwei asiatische Orte bei der Lebenserwartung der Menschen ganz weit vorne: Im Jahr 2021 hatten Hongkong und Macau mit rund 85 Jahren die weltweit höchste durchschnittliche Lebenserwartung. Die beiden Sonderverwaltungszonen der Volksrepublik China liegen demnach im Ranking vor der Schweiz und Japan mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 84 Jahren. 

Das ist jedoch immer noch nicht 163 Jahre.

Wie alt sind denn die Weltrekordhalter*innen geworden?

Du hast wahrscheinlich gemerkt, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer. Und auch die Rekordhalterinnen sind alle weiblich:
Quelle: Midjourney

Weltrekord: Sie sind bisher die ältesten Menschen der Welt

Du hast wahrscheinlich gemerkt, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer. Und auch die Rekordhalterinnen sind alle weiblich:

Platz 1 geht an Jeanne Calment aus Frankreich, die am 4. August 1997 im Alter von 122 Jahren und 164 Tagen verstorben ist.
Auf Platz 2 ist Sarah Knauss aus den USA, die am 30. Dezember 1999 im Alter von 119 Jahren und 97 Tagen verstorben ist.
Auf Platz 3 Nabi Tajima aus Japan, die am 21. April 2018 im Alter von 117 Jahren und 260 Tagen verstorben ist.

Die aktuell offiziell älteste Person der Welt ist María Branyas (Stand 29.09.2023). Sie ist 116 Jahre alt.

Das ist über sie bekannt ...

Seit dem Tod der Französin Lucille Randon im Februar 2023 ist Maria Branyas offiziell die älteste Person, die nachweislich auf der Welt lebt.
Quelle: Midjourney

Offiziell der älteste Mensch der Welt

Maria Branyas Morera war eine spanische Supercentenarian und wurde am 4. März 1907 geboren. Seit dem Tod der Französin Lucille Randon im Februar 2023 ist Maria Branyas offiziell die älteste Person, die nachweislich auf der Welt lebt.

Ihr Leben ist wirklich ereignisreich, denn sie überlebte mehrere historische Ereignisse, darunter den Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie die Spanische Grippe. Sie hatte drei Kinder, elf Enkelkinder, 13 Urenkel und eine Ururenkelin. Sie erlangte Medienaufmerksamkeit aufgrund ihres bemerkenswerten Alters und ihrer Lebensgeschichte. Sie wurde oft als inspirierendes Beispiel für ein langes und erfülltes Leben genannt. Im Alter erkrankte sie an Corona, doch sie konnte den Virus überleben.

Kommen wir dann noch mal zu unserem angeblich 163 Jahre alten Mönch zurück ...

Wie wir sehen können, ist es recht unwahrscheinlich, dass es sich bei dem Mann wirklich um einen 169 Jahre alten Herren handelt.
Quelle: Midjourney

163 Jahre alter Mönch?

Wie wir sehen können, ist es recht unwahrscheinlich, dass es sich bei dem Mann wirklich um einen 163 Jahre alten Herren handelt. Auch die Tatsache, dass sein Aussehen von einer Mumifizierung kommt, ist angesichts der seltenen Prozedur, die zudem aus Japan kommt, eher unwahrscheinlich. Doch wir dürfen nicht vergessen: Die Theorie stammt nicht von der Schöpferin des Videos, sondern von den Follower*innen, die sich versuchen zu erklären, woher es das seltsame Erscheinungsbild des Herren kommt. 

Offenbar fand selbst die Userin mit dem Namen "@auyary13", die das Video hochgeladen hatte, absurd, auf welche Ideen Menschen kamen.

Deshalb klärte sie nun auf ...

Der Großvater musste schlicht nach einem Hüftknochenbruch ins Krankenhaus.
Quelle: Midjourney

Userin sagt: So alt ist mein Opa wirklich 

Wir nehmen mal den Theorien gleich den Wind aus den Segeln. Die Userin mit dem Namen @auyary13 teilt weitere Videos ihres Opas Luang Ta und stellt klar: Es handelt sich hier  bei dem alten Mann nicht um einen mumifizierten 163 Jahre alten Herren. Die Wahrheit hinter dem Video ist recht simpel, aber auch glaubhaft: Der Großvater musste schlicht nach einem Hüftknochenbruch ins Krankenhaus. Sein Aussehen sei Folge der Krankheit - und seines hohen Alters. Denn ihr Opa sei zwar nicht 163 Jahre alt - dafür aber 109. Das können wir schon eher glauben, auch wenn wir es ohne ein offizielles Dokument natürlich nicht überprüfen können.

Manchmal sehen Menschen einfach älter aus, als sie eigentlich sind. Bei diesen Babys ist es genau so.

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