Mann aus Trier schreibt eigene Traueranzeige
Offen, ehrlich und nachtragend. So inszenierte dieser Mann aus Trier seine eigene Traueranzeige. Eine mehr als ungewöhnliche Aktion ...

Wenn Menschen aus dem Leben treten, folgt für die Hinterbliebenen in der Regel keine leichte Zeit. Sie müssen mit ihrer Trauer fertig werden, sich von der geliebten Person verabschieden und gleichzeitig bürokratische Dinge klären und die Trauerfeier organisieren. Um seinen Hinterbliebenen nicht noch mehr Arbeit zu bereiten, schrieb ein Mann aus Trier seine eigene sehr ehrliche Traueranzeige auf sich selbst, die Geschehnisse in seinem Leben und seine Wünsche für seine Trauerfeier. Im Gegensatz zu vielen anderen konfrontierte er sich so schon vor seinem Tod damit, dass er irgendwann nicht mehr auf der Erde sein würde und verdrängte die Tatsache seiner eigenen Sterblichkeit nicht.
Was genau er über sich schrieb, lest ihr auf den nächsten Seiten:

Hubert Martini beginnt seinen Nachruf noch recht normal. So bedankt er sich zuerst bei seiner großen Liebe und betont das Glück, dass er mit seinem Sohn und seinen Enkelkindern geschenkt bekommen habe.
Darüber hinaus zeigt er sich traurig über die vielen Krankheiten, die ihm das Leben erschwert und nun endgültig genommen haben. Traurig macht ihn das alles besonders, weil er gern noch mehr Zeit mit seiner Frau gehabt hätte.
Doch er ist froh, dass sie nicht allein sein wird mit ihrer Trauer, sondern von ihren gemeinsamen Freunden aufgefangen werden wird.
Der 65-jährige Verstorbene findet in seinem Brief aber nicht nur nette Worte für einen Teil seiner Hinterbliebenen.
Warum das so ist und den kompletten Nachruf, lest ihr auf der letzten Seite:
Bereits im ersten Absatz kündigt Hubert an, dass sein Nachruf auch „nachtragend“ sein werde und das trifft auch tatsächlich zu.
Den ersten Seitenhieb erlaubt er sich im Absatz über seine Freunde, wo er feststellt, dass es ja davon nicht wirklich viele gebe.
Des Weiteren spricht er sehr ehrlich über die kulturellen Hindernisse, die seine Freundschaft zu einem Mann aus der Türkei erschwerten, jedoch auch nicht vollständig zerstören konnten.
Besonders hart wird er dann im letzten Teil. Da entschuldigt sich der Verstorbene nicht für seine manchmal verletzende Ehrlichkeit, sondern meint, dass sei „gut so“ gewesen.
Zum Schluss lädt er dann noch seine Geschwister und ihre Familien von seiner Trauerfeier aus. So rechnet der Tote hart, aber dennoch mit viel Ehrlichkeit mit seinem Dasein auf der Erde ab.
Irgendwie erschütternd ehrlich. Doch damit ist er nicht alleine ...
[Torsten Jodat via Twitter]

Denn in den USA hat sich ein Bruder ebenfalls dazu entschlossen, eine ganz eigene Traueranzeige zu schreiben, die wohl nicht besonders viel Ähnlichkeit mit anderen Traueranzeigen hat. Denn auch wenn die Annoncen zum Gedenken an verstorbene Menschen oftmals sehr ehrliche Worte der Angehörigen enthalten, die den Verlust eines geliebten Menschen bedauern, so gibt es sicherlich auch solche, wo gewisse Teile leicht geschönt werden mussten. Gerade wenn Menschen sehr einsam sterben, dann wird das beispielsweise wohl in den wenigsten Anzeigen erwähnt, wenngleich das keineswegs Ausnahmefälle sind. Umso interessanter wozu sich der Bruder des Verstorbenen entschied.
Auf der nächsten Seite erfährst du es ...

Ganz freimütig gesteht der Bruder des Verstorbenen in dieser Traueranzeige beispielsweise, dass er ihn selbst kaum kannte. Ebenso räumt er ein, dass er nicht viel Kontakt zu anderen Menschen hatte und ein schwieriges Dasein gefristet hat. Zudem hinterfragt er sich selbst, ob er womöglich mehr auf ihn hätte aufpassen müssen.
Das ist natürlich ziemlich ungewöhnlich, dass ein Angehöriger so ehrlich die schwierigen Seiten eines Lebens, das zu Ende geht, darstellt und nicht schönt. Auch, dass sich Angehörige selbst hinterfragen und dies offen einräumen, ist keineswegs die Regel, wenn man zur Anteilnahme für einen Angehörigen anhalten möchte.
Doch das ist noch nicht alles ...
Sein Bruder gesteht beispielsweise auch, dass sein verstorbener Bruder bereits keine einfache Kindheit gehabt hätte, denn er wurde als Kind „wegen seiner Schüchternheit schikaniert.“ Und auch als „Erwachsener passte er nicht ins Bild“.
Des Weiteren habe er sich auch beruflich wohl nicht richtig verwirklichen können, denn er putzte sieben Tage in der Woche in einer Bingo-Halle, um seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können. Alles in allem klingt das auf jeden Fall nach einem schweren Leben. Gerade deshalb und wegen ihrer Ehrlichkeit ging diese Traueranzeige im Internet wohl viral.
Doch es gibt auch Menschen, denen das Vorgehen des Bruders nicht sonderlich gefiel ...

Einige hinterfragten die Motive des Bruders und kritisierten, dieser sei vor allem darauf aus Klicks zu generieren. Sie hatten Zweifel an der aufrichtigen Anteilnahme und den geäußerten Beweggründen des Bruders, seinem verstorbenen Bruder gedenken zu wollen. Letztlich lässt sich das aber natürlich schwer klären oder beweisen. Doch zumindest erhielt diese Form der Traueranzeige kein einhellig positives Echo, was bei so einer merkwürdigen Aktion aber auch sicherlich äußerst ungewöhnlich gewesen wäre. Zumal man natürlich sagen muss, dadurch, dass er seinen Bruder selbst kaum kannte, wie er anmerkte, ist es schwer zu sagen, ob er sich diese öffentliche Anteilnahme selbst so gewünscht hätte.
Doch auch diese Todesanzeige ist mehr als eigentümlich ...

Viele Menschen machen sich - gerade natürlich im Alter - in unregelmäßigen Abständen doch immer wieder Gedanken wie sie aus dem Leben treten wollen. Dazu gehört natürlich oftmals beispielsweise den Nachlass zu regeln und ein Testament aufzusetzen. Manche geben ihren Angehörigen ein paar Wünsche mit auf den Weg für ihre Beisetzung oder äußern andere Wünsche, die ihnen nach ihrem Ableben ganz besonders am Herzen liegen würden. Für die Todesanzeige selbst machen hingegen sicherlich die wenigsten Vorschläge. Das wird wohl eine absolute Ausnahme bleiben. In diesem Fall ist jedoch nicht bekannt, dass die Verstorbene entsprechende Wünsche mit auf den Weg gegeben hat.
Doch ihre Familie entschied sich trotzdem dazu ...
Die Familie bildete nämlich ihre verstorbene Großmutter auf einem Plakat, das als Traueranzeige diente, ab, wie sie ganz unbekümmert ihren Stinkefinger zeigt.
Nun wird es wohl kaum verwundern, dass es nicht lange dauerte, bis die Angehörigen den Zorn einiger Menschen mit der kuriosen Aktion auf sich zogen, die diese Aktion weder lustig noch respektvoll oder irgendetwas dergleichen fanden. Es fanden sich auch einige, die das anders sahen und das weniger despektierlich fanden.
Jedenfalls schlug es nicht nur in den Lokalmedien der italienischen Stadt Rimini einige Wellen, dass diese Traueranzeige mit dem Bild veröffentlicht wurde.
Das sagte die Familie hingegen dazu, dass sie dieses Bild wählten ...

Ihrer Meinung nach, sei es ein Bild, das ihre Großmutter so zeige, wie sie war von ihrer Art. Sie sei ein echtes Original gewesen und habe sich „von niemandem auf der Nase herumtanzen“ lassen. Und auch, wenn Italien ein Land mit einem sehr hohen Anteil an religiösen Menschen hat, so sei ihre Oma nicht religiös gewesen.
Alles in allem sieht man jedenfalls, dass Traueranzeigen sehr hohe Wellen schlagen können. Ob diese schonungslose Ehrlichkeit nun an diesen Stellen am besten platziert ist, das muss am Ende jeder selbst entscheiden. Zumindest sollten Angehörige aber stets darauf achten, dass sie nichts tun, was nicht im Sinne des Verstorbenen gewesen wäre.